Ein Treffen zur Rückschau auf den Lockdown und Notwendigkeiten für den Frauenhausdienst
Zu einer Rückschau auf den Lockdown im Frauenhaus Brixen haben sich kürzlich Bürgermeister Peter Brunner, die zuständige Stadträtin Monika Leitner und die Leiterin des Frauenhauses Barbara Wielander im Rathaus getroffen. Im Fokus waren die aus der Notsituation entstehenden Notwendigkeiten. Das wohl größte Problem sind Wohnungen für Frauen, die sich auf dem Weg aus einer gewaltbehafteten Beziehung befinden. Gemeinde und Bezirksgemeinschaft planen zudem eine Sensibilisierungskampagne im Herbst.
Brixen ist einer von 3 Standpunkten von Frauenhäusern in Südtirol und gilt damit als multizonaler Dienst. Anklopfen können hier Frauen aus ganz Südtirol, die sich in häuslichen Gewaltsituationen befinden. "Aufgrund der einengenden Wohnsituationen und weil viele Paare nie gelernt haben, in adäquater Weise zu kommunizieren, ist man während des Lockdowns von erhöhter Nachfrage ausgegangen", so Barbara Wielander. Allerdings habe sich dies dann unerwarteterweise als falsch herausgestellt. Die Einweisungsrate sei in der Lockdown-Zeit nicht gestiegen. Die Erklärung sieht Wielander darin, dass Gewalt in vielen Beziehungen bereits vorhanden war und die meisten der Frauen gelernt haben, gerade in Druck- und Ausnahmesituationen, gut durchzuhalten. Die Zahlen steigen dann erfahrungsgemäß im Nachfeld an. Bemerkbar macht sich das jetzt an wesentlich höheren Telefonanfragen und gestiegenem Beratungs- und Gesprächsbedarf.
Das Brixner Frauenhaus fängt vor allem Gewaltsituationen aus dem umliegenden Raum auf. Alle acht Wohnungen waren im Lockdown besetzt, zur Verfügung gestellt wurden darüber hinaus einige Ferienwohnungen außerhalb von Brixen. Diese allerdings fallen jetzt weg. "Und dies", so Wielander, "ist ein Problem, denn die Unterkünfte bräuchte es dringend für das Fußfassen der Gewaltopfer nach ihrem Frauenhausaufenthalt." Acht Frauen kann das Brixner Frauenhaus unterbringen, sechs Monate dürfen die Frauen im Frauenhaus bleiben. Es ist darauf ausgerichtet, Schutz und Sicherheit zu bieten und ein schnelles Entziehen aus Gewaltsituationen zu ermöglichen. Danach aber schließen sich für viele der schutzsuchenden Frauen die Türen: Der Wohnungs- und der Arbeitsmarkt fangen sie nicht auf, vor allem an Unterkünften mangelt es. Obwohl die Mietzahlungen vonseiten der Bezirksgemeinschaft meist gesichert seien, fehle es an privaten Anbietern. "Wohnungen aber sind dringend notwendig für den Weg durch die Trennung und in ein neues Leben", so Wielander, "die Frauen werden dabei vom Frauenhausdienst und von der Bezirksgemeinschaft begleitet, private Wohnungsanbieter würden uns sehr helfen."
Bürgermeister Peter Brunner und Stadträtin Monika Leitner werden sich parallel dazu dafür einsetzen, dass für Frauen verstärkt auch Wohnungen des Wohnbauinstitutes zur Verfügung gestellt werden. "Wenn Frauen optimal aufgefangen und begleitet werden können, dann ist das der wichtigste Anreiz, Gewaltsituationen nicht mehr zu akzeptieren", so Monika Leitner.
Bezirksgemeinschaft und Gemeinde haben in Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus für den Herbst bereits eine Kampagne zu Gewalt an Frauen geplant.
Im Foto: Bürgermeister Peter Brunner, Stadträtin Monika Leitner und die Leiterin des Frauenhauses Brixen Barbara Wielander